Aloe Vera aus Mallorca – der Alleskönner der Natur

Aloe Vera aus Mallorca – der Alleskönner der Natur

Wenn es Neid im Pflanzenreich geben würde, dann müsste die Aloe Vera ihre Blätter einziehen. Ihr Beliebtheitsgrad wäre nicht sonderlich hoch. Und das hängt nicht mit dem kakteenartigen Äußeren und der schönen roten Blüte zusammen. Die Wüstenlilie, so einer der vielen Namen, ist der Over-Achiever der Flora. Keine andere Pflanze vereint so viel Wirkkraft auf so wenig Fläche. Unglaubliche 200 (!!) Inhaltsstoffe haben Wissenschaftler im fleischigen Mark der Blätter bislang nachgewiesen. Auf nahezu jeden Bereich des menschlichen Körpers hat die Aloe positive Auswirkungen – auf das Immunsystem genauso wie auf den Darm oder auf Gelenke und Knorpel. Und doch sticht die „Pflanze der Unsterblichkeit” – wie die frühen Ägypter sie nannten – bei der Heilung von Hautproblemen besonders hervor. Der Alleskönner wirkt kühlend, entzündungshemmend, antioxidativ und gibt dem Gewebe dringend benötige Feuchtigkeit zurück. Extrem trockene Haut dankt das sofort.

 

Die Pflanze mit der Selbstheilung

Über Aloe Vera gibt es so viel zu sagen und schreiben. Am Ende kommt immer ein Lobgesang dabei heraus. Das Wort „erstaunlich” beschreibt die „grüne Apotheke” nämlich nur unzureichend. Wer sich mit Aloe auseinandersetzt, wird schnell erfahren, dass die Pflanze monatelang ohne Regen auskommen kann. Sie zieht sich zwar zusammen und ihre Blätter werden dünner. Aber nur um sie beim nächsten Niederschlag wieder schwammartig aufzuplustern. Nach einem Regenguss geerntete Blätter sind teilweise ein Kilogramm schwer. Die Flüssigkeit ist im Mark (auch Gel) gespeichert. Erstaunlich sind auch die Selbstheilkräfte. Schneidet man ein Blatt an, wird binnen weniger Momente ein dünner Film über der Wunde entstehen. Dieser Saft verwandelt sich dann zu einem „Pflaster”, einer gummiartigen Schicht, die den Cut luftdicht verschließt. So wird einerseits der Feuchtigkeitsverlust gestoppt und andererseits verhindert, dass Keime eindringen können.

 

Aloe hilft bei Akne und Sonnenbrand

Eine bessere Überleitung muss man lange suchen – um auf die Nutzung der Aloe in der Kosmetikindustrie zu kommen. Aloe ist auch für das menschliche Gewebe als Schutzfilm zu verstehen. Das Gel hat kein Irritationspotential und kann sowohl bei gereizter als auch erkrankter Haut aufgetragen werden: Akne, Sonnenbrand und Schuppenflechte – um nur drei zu nennen. Zudem sind Wirkstoffe enthalten, die Hautdefekten entgegenwirken und gleichzeitig die Collagenproduktion anregen. So gesehen ist die Aloe eine „Erste Hilfe Pflanze”.

 

Perfekte Hautpflege

Wenn etwas so gut klingt, dann gibt es doch immer auch einen Haken? Die Antwort ist: Nein. Zumindest nicht bei der kosmetischen Verwendung, wenn zuvor Labor-Tests gemacht wurden. Es gibt natürlich auch die Anwendung der puren Aloe in der Naturheilkunde. Und hier kann es zumindest ein Problem geben. Das entsteht dann gleich bei der Ernte. Und gilt für den professionellen Aloe-Bauern genau wie für den Enthusiasten, der die „Pflanze der Unsterblichkeit” zuhause in einem Blumentopf gedeihen lässt.

 

Aloe Vera – auch ein Abführmittel

Das Blatt der Aloe Vera besteht nämlich aus drei Lagen: Außen die sogenannte Blattrinde, darunter der Blattsaft (enthält Aloin) und im Kern schließlich das wertvolle Mark. Letzteres gilt es zu sichern – und von Rinde und Saft sorgsam zu trennen. Das geschieht durch eine scharfe Klinge und eine geübte Hand (ja, bei hochwertigen Produkten ist die Ernte noch Handarbeit) oder durch einen kleinen Trick (gilt für Privat-Botaniker): Mit nach unten gerichteter Schnittstelle wird das Blatt in einem Glas Wasser aufgehängt. Nach spätestens 60 Minuten wird der Aloin-Saft herausgelaufen sein. Warum das so wichtig ist: Die Flüssigkeit schmeckt nicht nur sehr unangenehm, sie hat auch eine stark abführende Wirkung. Früher wurde diese Erkenntnis von Ärzten genutzt – sie verschrieben den Inhaltsstoff in Form eines Pulvers bei Verstopfungen. Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte besteht jedoch die Gefahr, dass Aloin ein Krebsauslöser ist – allerdings nur bei zu hoher Dosierung. Warum eine so wertvolle Pflanze wie die Wüstenlilie auch eine gefährliche Seite hat, ist leicht zu erklären: Der Saft ist ein Fraßschutz gegen Ungeziefer oder Tiere. Unwissenschaftlich formuliert: Die Aloe sichert ihr wertvolles Mark zwischen der Blattrinde vor Angreifern.

Cleopatra schwor auf die Pflanze Dieses Wissen ist übrigens keine neues. Wer sich mit der Geschichte der Aloe befasst, wird erste Aufzeichnungen von vor 5000 Jahren aus Mesopotamien finden. Und fast zeitgleich aus Ägypten. Die Pflanze galt dort als „Blut der Götter” – und wurde wohl auch von der schönen Cleopatra für die Pflege genutzt. Dass zuvor aber der gelbliche Saft entfernt werden muss, war bekannt. Wer hätte auch verantworten wollen, dass sich die schöne Herrscherin über stark gerötete Hautflächen beklagen muss.

Von Mexiko bis Mallorca Auch ein anderer Machthaber schwor auf die „wahre Aloe”: Alexander der Große. Der wies seine Heiler an, verletzte Soldaten mit dem Gel der Pflanze zu behandeln. Viele hundert Jahre später entstanden in Japan Aufzeichnungen, dass sich die Samurai, also die Soldaten des Kaisers, mit einem Aloe-Gel am ganzen Körper einrieben. Ihr Ziel war, damit unverwundbar zu werden. Bis die Heilpflanze im heutigen Europa ankam, dauerte es übrigens noch länger. Aus Großbritannien wurde die Aloe ab dem 12. Jahrhundert nach Spanien gebracht – und von dort weiter nach Süd- und Mittelamerika. Eine kleine Ironie ist dabei die Tatsache, dass Mexiko heute zu einem der Hauptanbaugebiete geworden ist. Allerdings stammt die potenteste Aloe hingegen aus Mallorca – die warmen Sommer und regenarmen Winter bieten ein ideales Klima für die Pflanze. Fun-Fact noch zum Schluss: Bis in die Gegenwart ist nicht bekannt, wo genau die Wüstenlilie herkommt. Forscher gehen davon aus, dass sie von der arabischen Halbinsel stammt, ohne die Region genauer eingrenzen zu können. So ist die Aloe nicht nur ein Alleskönner, sondern auch ein kleines Mysterium der Botanik.